L A B I A S
poetry in practice
ProYecto L A B I A – Poetry in Practice bietete einen Raum zwischen Frühling und Herbst 2021, um Self-Pleasuring als Aktivismus und Praxis zu vertiefen, sowie die Sexualisierungserfahrungen von F.L.I.N.T.A* und deren Stimmen sichtbarer und hörbarer zu machen.

A fieldwork on de-coloniality, self-pleasuring, story-telling
and poetry.
Gefördert vom Senator für Kultur
* Frauen, Lesben, Inter-, Nichtbinäre-, Trans- und Agender Menschen.
L A B I A hosted a group of nine Women and Non-Binary people of different contexts, ethnicities and backgrounds regularly meeting online via zoom over six months.

This website documents our research and tells the stories that our lips are wanting to tell, write and draw.

The research was centered on re-articulating and reinventing our own narratives on our bodies our sex and our pleasure.
Hand an meine Wange. Ich legte mich in mein Bett. Erschöpft. Weiche Haut an meiner Wange. Glatt und warm. Mich selbst spüren in dieser Berührung.
Eine weiche Wange an meiner Hand.
Liebevoll gabst du mir deine Hand. Lagst unter meiner Wange.
Weich hast du deine Wange auf meine Hand gebettet.
Ich schenkte mir Trost und Geborgenheit.
Earth phantasies

longing for belonging
synchronising with the sky
the clouds carry me
in the vastness
I wish I could fly
on fluffy sugar
feel the freshness

Melting into the ground
feeling the soil between my toes
feeling the cut between my toes from a sharp stone
Das erste Mal knutschen ging viel zu schnell, die Zunge war hart. Er war der erste, der mich fingerte. Oder stocherte. Immer diese Gedanken, dass es an mir liegt.
Splitterwesen
ich
bin
da
zwischen
nicht hier
nicht da
irgendetwas zerfrisst mich
die faule dringt in alle poren
ätzt die Freude weg
kann mich kaum aufraffen

Atmen
Ein
Aus
Ein
Aus
pleasure under construction.
Mein Körper als Baustelle.
Die Freundschaftsbücher füllten wir mit Seiten voll von Fragen zum Ankreuzen und bewerten. Wo würdest du am liebsten Sex haben? Kreuze an: Flugzeug, Krankenhaus, Strand, etc. Wer hat den geilsten Arsch? Was glaubst du, wann du deine Jungfräulichkeit verlierst? Würdest du mit xy rummachen? Und so weiter. Sehr ausgiebig. Wir sammelten unsere ersten sexuellen Erfahrungen und tauschten uns aus. Zumindest dachte ich das. Später erfuhr ich, dass vieles nicht stimmte und ich gar nicht in den Wettlauf hätte eintreten müssen.
riding that magic stick
just a magic trick
smelling, feeling
swelling, healing
oooooh
sparkles of vibration and sparkles of joy
natural dildo
smelling , tasting sweetness, slight hairyness
peeling juicing
opulence, hills and structures
pressing, juicing
tongue landscapes
sweetness running down my throat
bite
by
bite
sensuality
Mir wurde beigebracht, dass Sex nichts schlimmes ist. Aber mir wurde nicht beigebracht Grenzen zu setzen.
Mama störte mich oft unter der Dusche. Zumindest in der Grundschulzeit wusste sie, was ich tat und erklärte mir, dass es nicht gut sei, da es die Scheide beschädige. Ich bleibe bewusst in dem Vokabular von damals. Ich versuche mich auf unterschiedliche Art zu befriedigen- doch wirklich Abhilfe schien nichts zu bringen. Einen Orgasmus hatte ich nie. Es tat mal gut, manchmal weh. Das erlösende Ende kam nicht- also machte ich weiter.
inicio, nudo y desenlace


How to draw a line?
A line separating that which I fear
and that which I desire?

——

How to draw a circle?
A circle encompassing that which I fear and that which I desire?
inicio, nudo y desenlace
How to draw a line?
A line separating that which I fear
and that which I desire?

——

How to draw a circle?
A circle encompassing that which I fear and that which I desire?
.

How to draw a circle in the space?
With a pencil?
With my voice?
With my flesh?
What if my material are human bodies?

How to draw a circle of human bodies in the space?
How to hold it?

How to hold a circle of human bodies in the space as an artist?
Where is the art?
Is it in the circle?

How to hold a circle of female, non-binary, brown, black, white, asian, immigrant, fat, able,
queer bodies in the space?
How to do so while doing art?
Where is the art?
Is it in the bodies?

A
B
O
U
T
SCHIMMER

Das rosa Fell der getigerten Riesenkatze hat im gleißenden Sonnenlicht einen Schimmer in Flip-Flop-Optik. Der ganze geschmeidige Leib vibriert unter dem friedlichen Summen aus seinem Inneren. Die Wellen platschen gegen die mächtigen Zehen der zarten Vorderpranken und umspülen von dort sanft und schäumend das im nassen Sand ruhende Wesen. Das lange Bauchfell gleitet vor und zurück wie Darmzotten, die das zu Verdauende in seine Richtung weisen. Mit dem Blick zur Sonne verschließen sich die runden Augenlider harmonisch zu zarten Linien, der starke Kopf ruht eingebettet zwischen seinen Schulterblättern.

Meine Außenhülle schimmert golden und warm. Der samtige Flaum reflektiert das Licht, sodass alles in glänzendem Schein aufgeht. Die warme Brise des Windes verteilt die Energie über meine Konturen. Ich schmiege mich in den Flausch der kraftvollen Gestalt. Mein ganzes Selbst ruht auf ihr. Unsere Körper heben und senken sich gleichmäßig im gemeinsamen Rhythmus unseres Atems. Die seichten Wellen umspülen kühl meine herabhängenden Zehen und Finger. Eine Woge zerplatscht am Vorderleib der Riesenkatze und Tropfen landen neckend in meinem Gesicht.

Ich schmunzele.

Wenn wir wollen, können wir jederzeit aufbrechen.
Earth phantasies

longing for belonging
synchronising with the sky
the clouds carry me
in the vastness
I wish I could fly
on fluffy sugar
feel the freshness

Melting into the ground
feeling the soil between my toes
feeling the cut between my toes from a sharp stone
Period.
Just resting. hot water bottle giving softness.
I feel the miner
The explorer
The colonizer
The exploiter
The ethnologist
The anthropologist in myself

How to be in a circle,
how to hold the circle,
how to guide the circle
And how to be a witness,
not an observer.
How to go slow?
Slower than I can imagine?
How to allow invisible movement to happen?
In tiny little ripples that at first stay unnoticed?
How to expand the discomfort?
Expand it in a kinky attempt to find the pleasure
Find the joy in the awkwardness.
finger wandern
den körper entlang,
herz schlägt schneller,
atem wird lauter,
i touch myself softly before the heat gets electrified.
immer näher, immer schneller,
tap tap, wisch wisch,
immer abwechselnd,
pause pause.
ich halt das nicht mehr aus!
will schreien, bin nicht allein
drum summe ich mich in den orgasmus hinein.
VIDEO
Erinnerungen rinnen aus meinem koerper, abgespeichert in zellen und fasern, aktiviert durch taktile und neurochemische impulse. Sie treiben an die oberflaeche, tauchen auf wie aus nebel, meine haut ist empfindliches fotopapier. Ein bild entsteht.

Intro. Play.

Wie koestlich diese(1) vor mir, wie gut ich sie liebkost habe. Wie sehr es mir gefaellt, ihr vergnuegen zu bereiten – shared bodies shared pleasures.

Mixtape.

Side A: teenage-times

«heterosexualitaet ist so natuerlich wie ein elektrozaun fuer kuehe.»
virginie despendes

Eine erinnerung an die sportumkleide. Es riecht nach spruehdeo.
Ich bin um die 14 jahre alt, als ich bemerke, dass die wachsenden brueste der menschen um mich herum etwas mit mir machen. Mit meinem koerper, ein kribbeln.
Neugier oder anziehung? Was ist der unterschied? Gibt es einen?

Und der gedanke, allein in meinem zimmer vor dem Spiegel, die eigene flache brust betrachtend: verdammt, lass mich keine lesbe sein. Please lord. Das leben ist so schon kompliziert genug.

Wie geschmeidig ich mich angepasst habe, scheinbar lueckenlos eingefuegt in die heterosexuelle, cis-binaere matrix, die die gesellschaft immer noch dominiert, von popkultur bis zum medizinischen komplex, von backstreet boys & britney(2) bis zeugung.

Es war nicht nur mimikry. Es war auch schoen. Aber etwas fehlt.

Die rolle abstreifen, das korsett. Was kommt darunter zum vorschein?


Das skript selbst schreiben.

Ich kann mich an keine einzige queere figur im umfeld meines aufwachsens erinnern.

Stimmt nicht, es gab herr w., mein querfloetenlehrer, mit dem engen weinroten wollkragenpullover und den aknenarben auf den wangen, in denen sich gruebchen formten, wenn er lachte. Aus welchen gruenden auch immer stell ich mir jetzt so hubert fichte vor. Und es gab herr d., meinen spaeteren franzoesischlehrer. Er war, wie eine mitschuelerin und -querfloetistin zufaellig herausfand, mit herrn w . liiert. herr d., ein kluger, strenger, humorvoller und energischer lehrer, den ich sehr gern mochte auch wenn er mich mit subjonctif quaelte, trug ein regenbogenbändchen am handgelenk und war – soweit ich mich erinnere – offen geoutet. Die knutschflecken an seinem hals waren gegenstand zahlloser witzeleien, ich witzelte mit, natürlich, auch noch jahre später. Der querflöten- und der französischlehrer, steilvorlage.

1 [die deutsche sprache, beruehmt beruechtigt fuer ihre konkrete effizienz, haelt leider keine woerter fuer die vielfalt der sogenannten primaeren geschlechtsorgane von FLTI-personen bereit, mit denen ich etwas anfangen koennte – let‘s say pussy]

2 deren zungenkuss mit madonna zwar aufmerksamkeit erregte aber gleichzeitig lesbisches und bisexuelles begehren in die schublade mit der aufschrift „zwei girls machen rum, weil die typen drauf stehen“ packt und so unsichtbar macht
Ueber vulva-massage und sozialisierung. Notizen zu einem workshop.
Wie es wohl war für die beiden anfang der 2000er in dieser fränkischen kleinstadt?
Ich erinner mich auch, rewind, erste querflöten-stunden ende der grundschule, dass ich das gefühl hatte oder es mir nahegelegt wurde (von wem?), dass mit herrn w. etwas nicht stimmte. Er irgendwie anders - wäre. Nicht, dass es offen homophobe äußerungen gab (oder es gab sie und ich habe sie damals nicht als solche erkannt), eher das gefühl eines latenten parias, der wohlwollend „normal“ behandelt wurde, aber mit einem eigenartigen nachgeschmack. Ein geruch von ausschluss, den mein sensibler riecher aufnahm und im dunkeln des unbewussten abspeicherte.

Auch franken liegt noch in bayern.
der katholische und all der andere deutsche muff stecken tief.

Auch bei den alleinerziehenden ex-hippie-müttern der nachkriegsgeneration, deren mütter wiederum den rosenkranz für das seelenheil ihrer enkel_innen beteten.
Und ich, die empfindlichen antennen ständig in alarmbereitschaft, alles empfangend im versuch, mich zurechtzufinden, schneide mit in vorauseilendem gehorsam. Werde keine lesbe. Werde erstmal garnichts, gefuehlt. Und dann das, was von mir erwartet wird – als teil einer bis heute andauernden metamorphose. Haeutungen.

Die gewalt gehört zur heterosexuellen sozialisierung dazu wie zum patriarchat - bei mir noch glimpflich im vergleich zu dem, was den freund_innen passiert. tränen und schmerzen und zähnezusammenbeißen, so ist das halt. Davor schütze ich mich schon damals, mein goldenes weiches inneres. Die sogenannte „entjungferung“ beim weinfest hinterm busch will ich mir nicht antun, soviel verständnis ist da. was mir als arroganz ausgelegt wird. Von eben diesen freundinnen. Hältst dich wohl für was besseres. So bekommst du nie einen ab.
Hauptthema meiner jugend. Einen abbekommen. Heisst fuer mich: verknallt sein und aus der ferne anhimmeln. Mich lieber pruegeln als flirten.
Der erste typ, mit dem es realer wird (ich lerne ihn in taizé, einer art jugendwallfahrtsort, kennen und kann mein glück kaum fassen) versucht mir, als er mich besucht, sommer, sturmfrei, ich bin wahrscheinlich 15, seinen schwanz reinzustecken. Ohne dass wir vorher darüber gesprochen haben, ohne gummi. Ich blocke in letzer sekunde ab, danke selbstschutz. Danach meldet er sich nicht mehr. Schwänze.
Atme auf, als ich endlich („endlich“) gegen 17 meine erste feste beziehung habe mit d., dem jesus-freak-dreadhead, sänger und softie aus einer unversehrten familie. füge mich freudig in die heteronormativität. werde „die freundin“. ich gehöre dazu. ich. bin. nicht. anders. Zumindest nicht allzusehr.
Andere erinnerung, andere beziehung. auch ein musiker, studiert soziologie und beeindruckt meine hungrige 18jährige existenz mit adorno und ausgewählten postpunk-perlen (dafür sozial inkompatibel, wir ergänzen uns prima, bei mir muss er sich nicht beweisen und ich bekomme zugang zu links-intellektuellem studi-milieu und musik). Nach schon zwei jahren sexueller praxis mit dudes überredet er mich dazu, doch mal zu probieren, das ding in den mund zu nehmen. Das hatte ich vorher schon und als definitiv nicht reizvoll empfunden. Ich probiers. wir benutzen einen gummi und er hält still und so geht es dann. Auch daran gewöhne ich mich. Sehe mich von außen, den mund bis zum anschlag gefüllt, stolz den würgerreiz in meiner kehle ausstricksend. Deep-throat, baby. Ans schlucken kann ich mich allerdings nie gewöhnen.

Wieder rewind, eine party im jugendhaus, ich ende 14, wir schlafen besoffen kreuz und quer ein. Eine hand fängt an, meinen oberschenkel zu erklettern. Noch ein musiker. Immer weiter hoch. Atmen neben mir, ich erstarre. Schiebe die hand weg. Liege wach und lausche, alle sinne auf anschlag. beckenboden, hüfte, po angespannt. Du kommst hier nicht rein.
Gleichzeitig wünsche ich mir körperliche nähe, aufmerksamkeit, erkundung so sehnlich, dass ich mich über mich selbst ärgere. Warum eigentlich nicht? Vielleicht sollte ich mich wirklich nicht so anstellen.
Side B: contexts

„Die wichtigste initiative, die der staat ergriff, um die gewuenschte bevoelkerungsgroesse herzustellen, bestand jedoch in einem genuinen krieg gegen die frauen. Er zielte darauf ab, der kontrolle, die frauen ueber ihre koerper und reproduktion ausgeuebt hatten, ein ende zu setzen.
Dabei wurden saemtliche formen der verhuetung und der nicht-generativen sexualitaet demonisiert.“
Silvia Federici

Während des schreibens kommt das gefühl, dass ich diesen text meiner mutter zeigen will.

Wie war das bei ihr? Wie und mit wem hatte sie das erste mal sex? Welche begehren, gelebt oder ungelebt?

Was habe ich von ihr über sex gelernt? Über sexuelle und geschlechtliche vielfalt? Über vergnügen? Über lust? Über konsens?

Das, was sie wusste? Oder das, was sie weitergeben konnte innerhalb ihrer eigenen beschädigten biographie will ich schreiben, zögere, schreib es dann doch. natürlich wird ihr das nicht gerecht, ist sie mehr als das, hat andere und weitere erfahrungen gemacht, sogar feministische praxis ausgeübt, damals in den 70ern in göttingen, vaginale selbstuntersuchung und so3 - aber.

Das, woran ich mich dann - tatsächlich auch nicht wirklich – erinnere, ist ein aufklärungsbuch, das ich präpubertär heimlich mit einer mischung aus fasziniertem grusel und erregter neugier durchblättere, vage erinerung an rosa kleidchen und blaue hosen, lange blonde und kurze hellbraune haare, bunte medizinische illustrationen von eierstöcken und halb erigierten penissen im querschnitt, samenleiter, harnröhre. Liebe machen = kinder machen. Wo meine harnröhre eigentlich verläuft, frag ich mich nicht. Auch nicht, warum es sich so gut anfühlt, wenn ich mich rittlings an der sofalehne reibe.
Ich stelle generell keine fragen zu sexualitaet, auch wenn ich sonst immer alles ganz genau wissen will.

Da ploppt eine einzige erinnerung an meine mutter als sexuelles wesen auf, stöhnen dringt nachts durch den flur und unsere einen spalt geöffnete kinderzimmertür, die ich irgendwann mit einem lauten knall schließe – der einzige lover in 20 jahren, den ich und meine zwillingsschwester mitbekommen und ziemlich schnell wieder rausgeekelt haben.

In der schule patriarchal-wissenschaftliche verschaemte informationen von einem lehrer mit großen gelben zähnen und noch größeren schweißflecken unter den achseln seines blauen hemds, wieder bunte bildchen, ovarien und hoden, tabellen, diagramme. Keine vulven, nur schlitze. Ich habe mich jahrelang dafür geschämt, dass meine inneren über die äußeren vulvalippen hängen, schlabbern, fand sie ausufernd und maßlos, eine wilde orchidee im gegensatz zu den (angenommen weil selten gesehenen – ah! doch! in der bravo! Damals bei meiner besten freundin tina im abo!) braven brötchen der anderen, zwei wölbungen, die alles unangebrachte verdecken. Über kulturell normierte schönheitsideale sagt dr. sommer leider nichts.
und queere körper hab ich in der bravo auch nicht gesehen, damals. Oder nicht-weiße. Oder be_hinderte. Stattdessen wörter wie „vorspiel“, „geschlechtsverkehr“, „zum höhepunkt kommen“. „scheide“. Zaertlichkeit als mittel zum zweck. Seid fruchtbar und vermehret euch, um dem staat seine arbeitskraefte zu erhalten. Die urspruengliche akkumulation.


15 jahre später, ich auf dem rücken wie ein käfer, um mich herum verhaltenes stöhnen, meine beine hängen gespreizt über den schenkeln von l., spüre ich die mechanismen, den verkörperten schutzwall meiner biographie und den misthaufen der jahrhunderte von kulturgeschichte zum ersten mal ganz bewusst4. Es fällt mir schwer, mich komplett in die sanften berührungen der vulva-massage fallen zu lassen, die ich gerade empfange, obwohl ich sonst mit beruehrt werden keinerlei probleme habe. Alle sinne sind wachsam, unbewusstes permanentes abchecken: fühlt sich das gut an? will ich das? oder geht es in eine richtung, die ich nicht mag? Vaginale muskulatur in habacht-stellung, jederzeit bereit sich zu verschließen, sobald das gehirn den befehl dazu gibt. Gegen ende begreift das gehirn, der körper, dass keine gefahr besteht, keine kontrolle bewahrt werden muss, nichts passieren wird, was ich nicht will. Ich fange an mich zu entspannen, zu genießen, das leuchten kommt. Ich öffne mich. Dann sind die 45min auch schon vorbei.

3 das hat sie uns immer stolz erzählt und wir fandens super eklig - „muuum! hör auf!“
4 Darf mich auch zum ersten mal nur auf mich konzentrieren. Muss mich nicht um das gegenueber kuemmern.
Wir tauschen. Zwei schenkeln ueber meinen, langsames herantasten. Diesmal wird das stöhnen im raum lauter, heftiger, traut sich. Ja, genau das! Genau so! Als die anleitende person, sagt, es tue ihr leid, aber die zeit ist jetzt wirklich um, bekommen wir einen lachkrampf.

Auch die körper in diesem raum sind weiß und able-bodied, bis auf mich definieren sich alle als cis-frauen. Noch nicht die ganze utopie - eine privilegierte befreiung, die dann keine befreiung sein kann.

Aber ein schritt. Ein begehren, dass sich außerhalb der vorgegebenen gesellschaftlichen normen bewegt. Ein fühl- und denkfeld eröffnet. Erinnerungen nach oben treiben lässt. Die bedingungen und voraussetzung von lust und intimitaet dekonstruiert. Einen teil der normalisierten erfahrungen sichtbar macht, hinterfragt. In blitzgeschwindigkeit verbindungen radikalen vertrauens schafft, die vorher so nicht denkbar gewesen waeren.


ICH BIN WUETEND! ICH WILL RAUSRENNEN IRGENDWELCHENTYPEN MEINEN LILA SCHWANZ IN DIE FRESSE STECKEN!
ICH HABE KEINE LUST MEHR AUF VERSOEHNLICHKEIT
PLEASURE IS RESISTANCE.
Wann habe ich das erste Mal Lust gespürt? Wahrscheinlich im Kindergarten. Die Erinnerungen sind verschwommen. Doch ich meine mich zu erinnern, wie ich in der ersten Reihe liegen durfte bei den Mittagsschläfen. In der ersten Reihe um zuzuschauen, wie zwei andere Kinder „Sex“ hatten. Oder das, was wir dachten, was es wäre. Ein Satz kommt hoch.. „ja, ich hatte meine Hose ganz schnell unten und nun ist sie wieder oben“. Ich weiß, dass ich irgendwie neidisch und stolz zugleich war. Neidisch, weil ich nur in der ersten Reihe lag, stolz, weil ich halt die erste daneben war.
Und ich? Fand Frauen toll, chattete mit ihnen über Chatforen damals. Aber nicht nur. Eine Frage in diesen Foren war: Bock auf CS? Und ich hatte Bock. Wollte spüren. Hatte Lust, die aber irgendwie nicht zum Ende kam. In der Zwischenzeit hatte ich dann meinen ersten Freund.
** I first heard the expression "Poetry in Practice" through Letta Neely, to whom I would like to give the credits for such an accurate description of my own exploration.